(Administrator)

|
Nun hat sich bei uns im Dorf auch der Trend zum Zweitbuch durchgesetzt. Darin hat Steffen eine Statistik gelesen. In der ersten stand: Ein Drittel der Menschheit ist total bekloppt. Da frag' ich nach: "Und was ist mit dem anderen Drittel?"
Es gibt eine Statistik darüber, welches das beliebteste deutsche Ferienland ist. Wohin fährt der Deutsche innerhalb Deutschland am liebsten in den Urlaub.
Es ist Bayern und da schiesst es meinen Freund Steffen durch die Birne, vor dreissig Jahren warst du das letzte Mal in so einem alten bayerischen Gebirgsnest, da möchtest du mal wieder hin.
Keinen Cent auf der Naht, geht er zu seinem Freund Harald Clausen, der der Chef von der Raiffeisenfiliale ist. Der schüttelt nur mit dem Kopf. Steffen wieder in sein Arbeitszimmer, setzt sich an den Schreibtisch und erledigt seine Binnenpost - wenn Sie nicht binnen acht Tagen zahlen ...- geht zur Haspa, zur Volksbank, zur Kreissparkasse, überall geht er hin. Und es gibt einen Mildtäter, der ihm ein paar Scheine gibt und Steffen kann nach Bayern fahren.
Er geht über den Marktplatz dieses alten, wunderschönen bayerischen Gebirgsortes, holt tief Luft und denkt: "Mein Gott, wie hat es sich in dreissig Jahren verändert. Überall diese hübschen Lüftlmalereien, diese herrlichen schmiedeeisernen Arbeiten und Holzschnitzereien."
Er ist begeistert. In einer Ecke dieses Marktplatzes, ganz im Schatten, sitzt ein richtiger alter bayerischer Herr mit so einem Gamsbart. Und daneben ein Junior, wahrscheinlich der Sohn. Das weiss Steffen aber nicht, dass die beiden zusammengehören. Vor allen Dingen weiss er nicht, dass der alte Herr ein bisschen schwerhörig ist. Er geht auf die beiden zu und sagt:
"Guten Tag, meine Herren, entschuldigen Sie bitte, ich war vor dreissig Jahren das letzte Mal hier. Gibt es hier noch, wenn man hier so links runtersah, diese hübsche alte Klosterkirche mit den gotischen Fenstern, den alten Eichentüren und den hübschen Beschlägen?"
Der alte bayerische Herr fragt seinen Sohn:
"Was fragt er?"
"Vater, er fragt wegen dem Benediktinerkloster."
"Ja", sagt der alte, "das hab'n sie restauriert, das hab'n sie renoviert. Da kommen die Leute heute mit Bussen. Das ist schon eine Attraktion."
"Ja", sagt Steffen, "wenn man rechts runterguckte, war so'n alter bayerischer Gebirgshof, da gab es immer so 'ne Mass Bier und 'ne Haxe, Kraut und Knödel."
"Was fragt er?"
"Vater, er fragt wegen dem Meisingerhof."
"Freilich gibt's den, da gibt's immer noch ein Mass und Haxen, Kraut und Knödel."
"So", sagt Steffen, "meine Herren, wir kennen uns ja jetzt schon ein bisschen näher. Vor dreissig Jahren war hier eine Sennerin, das war ja wohl ein scharfes Luder, die hat's ja damals mit jedem getrieben."
"Was fragt er?"
"Er sagt, Mama kennt er auch!"
|